Diagnostisches Assessment
Diagnostisches Prüfen stellt den Ist-Zustand eines Prüflings fest. Es bestimmt also dessen Stärken und Schwächen, und zwar unabhängig vom Lernprozess. Das Ergebnis dieser Prüfung kann dann z.B. im Rahmen einer Studienberatung genutzt werden oder dient der Auswahl geeigneter Kurse. Als Zulassungtest soll eine solche Prüfung den zu erwartenden Studienerfolg vorhersagen.
Inhaltsverzeichnis
Studienorientierung und Studienberatung
Die zentralen Studienberatungsstellen der Hochschulen haben die Aufgabe, Schülern und Studieninteressierten Orientierung bei der Studien- und Berufswahl zu geben. Dies trifft insbesondere auf Hochschulen zu, die ihr Profil auf eine möglichst gute Betreuung von Studienbewerbern und Studierenden ausrichten. Hochschulen stellen dazu Online Self Assessments auf ihren Webseiten bereit, die Interessierte oder Studierende selbst durchführen. Mit Hilfe entsprechender Studierfähigkeitstests überprüfen z.B. Schulabgänger ihr Interesse und Talent für verschiedene Fächer. Sie probieren studiengangsnahe Aufgaben sowie typische Fragestellungen aus und stellen dadurch fest, ob sie Spaß an der Bearbeitung dieser oder ähnlicher Themen haben. Permanente Rückmeldungen informieren dabei über das Verhältnis von Eignung und Neigung. Um eine fundierte Beratung zu gewährleisten, sind Stärken und Schwächen der Kandidaten zu analysieren, Handlungsempfehlungen zu geben und Alternativen aufzuzeigen. Elektronische Systeme dienen hierbei als Orientierungs- oder Entscheidungshilfe; sie können als Analysegrundlage zur Studienberatung genutzt werden[1].
Beispiele:
- Visopoly der Uni Oldenburg
- Study-Service der HoNürnberg
- Selbsttest der Uni Hannover
- Virtuelle Studienberatung der Hochschule Niederrhein
Zulassungs- und Einstufungstests
Verschiedene Veranstaltungen, Module oder Studiengänge können beschränkt sein, weil z.B. einer großen Zahl an Studierenden eine geringere Zahl an Labor- oder Betreuungsplätzen gegenübersteht. In diesem Fall muss eine Vorauswahl aus den Bewerbern getroffen werden. Aufgrund ihrer Autonomie dürfen die Hochschulen ihre Studierenden nach eigenen Kriterien selbst aussuchen. Um die Qualität der Lehre sicherzustellen (und z.B. die Quote der Abbrecher zu reduzieren) können sie Studierfähigkeitstests oder Studieneingangstests durchführen und in diese Auswahl einbeziehen, u.a. beschrieben von [2]. Dabei handelt es sich um prognostische Prüfungen, die Hinweise auf den zu erwartenden Lernerfolg eines Bewerbers oder Kandidaten liefern sollen. Ein Beispiel ist der Test für medizinische Studiengänge, dessen Resultate in die Studienplatzvergabe einfließen. Beispiel ist die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, die seit 2006 einen psychologischen Motivationstest als elektronische Prüfung mit 180 Items im Rahmen des Auswahlverfahrens der Hochschule durchgeführt.[3]
Darüber hinaus gibt es Veranstaltungen, die bestimmtes Grundlagenwissen oder sprachliche Grundkenntnisse voraussetzen, damit Studierende den Inhalten folgen bzw. darauf aufbauend mitarbeiten können. Mit Hilfe elektronischer Zulassungstests kann das Vorhandensein dieses notwendigen Wissens als Voraussetzung zur Teilnahme sichergestellt werden.
Einstufungstests helfen auf der anderen Seite, den passenden Kurs zu ermitteln, so dass Studierende nicht über- oder unterfordert sind. In Sprachzentren, die häufig Kurse mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Anfänger, Fortgeschrittener, Experte) anbieten, nutzen dazu sogenannte C-Tests. Dabei liegen nach einem bestimmten Verfahren, dem sog. C-Prinzip, beschädigte Texte als Lückentexte vor, die ein Prüfling dann in einer vorgegebenen Zeit korrekt ergänzen muss. Das jeweilige Ergebnis sagt etwas über die Sprachfähigkeit der getesteten Person aus und kann zur Ermittlung eines geeigneten Kurses verwendet werden.
Beispiele:
Vorauswahlverfahren für Ausbildungsplätze
Neben Studierenden bilden Hochschulen auch Auszubildende im nicht-akademischen Bereich aus, z.B. in Verwaltung, Rechenzentrum oder angegliederten Werkstätten. Hier steht eine große Zahl an Bewerbern einer geringen Zahl an Ausbildungsplätzen gegenüber. Aufgrund der Menge an Bewerbern müssen die Hochschulen vorab auswählen, wer überhaupt in Frage kommt und zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werden soll. Mit Hilfe elektronischer Testverfahren können Hochschulen z.B. notwendiges Grundlagenwissen abfragen, das Bewerber für einen erfolgreichen Ausbildungsstart brauchen. Gleichzeitig erhalten sie darüber einen ersten Eindruck der Kandidaten, was wiederum dazu beiträgt, diese Auswahl zu erleichtern. Das Thema des Einsatzes elektronischer Werkzeuge zum E-Recruitment behandeln z.B. [4], auf ihre Anwendung im wirtschaftlichen Bereich gehen [5] näher ein.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
Literaturnachweise
- ↑ Bernadette Dilger, Karl-Heinz Gerholz, Sebastian Klieber, Peter F. E. Sloane: Studentisches Self-Assessment. Instrumente zur Unterstützung der Studienwahl, ISBN: 978-3-933436-98-6, Eusl-Verlag, Paderborn, 2008
- ↑ Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium, Berlin, 2008, Download als PDF
- ↑ Jan P. Ehlers: Elektronische Prüfungen an der TiHo Hannover: diagnostisch, formativ und summativ, Vortrag im Rahmen des eAssessment-Specials auf e-teaching.org, Vortragsaufzeichnung
- ↑ Hans-Gerd Ridder, Hans-Jürgen Bruns, Stefan Brünn: Online- und Multimediainstrumente zur Kompetenzerfassung, QUEM-report, Schriften zur beruflichen Weiterbildung, Heft 86, ISSN: 0944-4092, Berlin, 2004, Download als PDF
- ↑ Kristof Kupka, Verena Müller, Joachim Diercks: Kombination von E-Assessment mit Web 2.0 Personalmarketing bei Media-Saturn, in: Andrea Back, Peter Baumgartner, Gabi Reinmann, Rolf Schulmeister (Hrsg.): zeitschrift für e-learning – lernkultur und bildungstechnologie, Themenheft E-Assessment, S. 62-75, Studienverlag, Innsbruck, 2010, Abstract