Qualitätssicherung
Inhaltsverzeichnis
Qualität von Hochschullehre
Qualität gibt laut Laut DIN EN ISO 9000 den Grad an, in dem eine Sache mit daran gestellten Anforderungen übereinstimmt. Betrachtet man also z. B. den Lernerfolg als Absicht von Hochschullehre, dann erscheint ihre Qualität umso höher, je stärker Lernergebnis und Lernziele übereinstimmen und je nachhaltiger das Gelernte abrufbar bleibt. Zwar ist laut Wissenschaftsrat[1] die Vermittlung von Erkenntnisfortschritt häufig ein Ziel der Hochschullehrenden; Staat, Geldgeber oder die Öffentlichkeit sehen aber eher das Erreichen eines Abschlusses oder die Zahl der Absolvent/inn/en als wesentliches Qualitätskriterium an. Weitere Ziele können aber auch z. B. die Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten oder die Entwicklung von Soft-Skills wie Teamfähigkeit uvm. sein.
Um die Gesamtqualität des Einsatzes von E-Assessments beurteilen zu können, ist neben der Qualität von gewünschten Ergebnissen (identifiziert durch die benannten Ziele) auch die Qualität des (Hochschullehr-)Prozesses selbst zu betrachten. Nach Klinger[2] wird die Güte dieses Prozesses insbesondere durch die Lehrenden (Teacher Factors) und die Lehr-/Lernaktivitäten (Teaching & Learning Activities) bestimmt. Dabei sind Merkmale guter Lehrende u. a. eine gute Vorbereitung, Fachwissen in der jeweiligen Disziplin, das Wissen um didaktische Methoden, aber auch die Erkenntnis, dass Lehre als Teamarbeit zu verstehen ist. Qualitätsmerkmale von Lehr-/Lernaktivitäten können sein u. a. Methodenvielfalt, Lernerzentrierung, die Förderung von Kooperation und die Selbstreflexion von Studierenden, aber auch eine authentische Aufgabenstellung.
Qualität von E-Assessments
Faktoren, welche die Qualität von Assessments und E-Assessments, aber auch die Güte von Aufgaben beeinflussen können, wurden bereits im Rahmen von Prüfungsqualität beschrieben.
Einfluss von E-Assessments auf die Qualität der Hochschullehre
Wie wirkt sich nun aber ein E-Assessment in einem bestimmten Einsatzszenario zu einem bestimmten Zweck in einem bestimmten Fachgebiet auf mögliche Qualitätskriterien aus? Im Folgenden wurde versucht, mögliche Auswirkungen der Charakteristika von E-Assessments auf die vorab aufgeführten Qualitätsmerkmale von Hochschullehre (Teacher Factors und Teaching & Learning Activities) zu identifizieren. Das Ergebnis ist in der folgenden Tabelle angedeutet.
E-Assessments haben das Potential, verschiedene Merkmale guter Hochschullehre in unterschiedlicher Weise zu unterstützen. Einige Beispiele folgen.
- Vorbereitung von Lehrenden: Schnelles Feedback hilft, die kommende Veranstaltung zu planen, da es zeigt, was schon verstanden wurde. Verschiedene Einsatzszenarien vergrößern die Auswahlmöglichkeiten der Lehrenden und unterstützen die Vorbereitung damit ebenfalls. Ein zeit- und ortsunabhängiger Zugriff auf Aufgaben erleichtert deren Anpassung und Bereitstellung, die bessere Lesbarkeit von Texten hilft, Aussagen von Studierenden schneller zu beurteilen.
- Fachwissen der jeweiligen Disziplin: Die breite Möglichkeit eines Einsatzes von IT sowie verschiedene Einsatzszenarien spielen dem Fachwissen indirekt zu, da Lehrende dadurch leichter passende Einsatzarten und -orte (z. B. Aufgaben direkt an Patient/inn/en im Bereich Medizin) auswählen können.
- Wissen um didaktische Methoden: Passende Aufgabentypen und Einsatzszenarien reichern den methodisch-didaktischen Werkzeugkasten der Lehrenden an. Die Einbindung multimedialer Elemente erweitert dieses Repertoire indirekt sogar noch. Direktes Feedback erlaubt eine schnelle Reaktion (z. B. das Verwenden einer anderen Methode), falls die ursprüngliche Methode nicht zielführend war.
- Lehre als Teamarbeit verstehen: Es gibt Einsatzszenarien, in denen Lehrende und Studierende stärker zusammenarbeiten können oder die das gemeinsame Lernen fördern. Ein zeit- und ortsunabhängiges Angebots erleichtert diese Zusammenarbeit zudem. Schnelles Feedback hilft indirekt dabei, da Studierende z. B. durch vertieftes Lernen oder vermehrte Rückfragen und Lehrende z. B. durch Anpassung der Lehre reagieren können.
- Methodenvielfalt: Die verschiedenen Einsatzarten und Aufgabentypen erweitern die Auswahl der Lehrenden, ein Einsatz von Multimedia ebenso. Getippte Texte sind besser lesbar. Dies wirkt sich indirekt aus, da es das Stellen und Auswerten offener Aufgaben erleichtert, was Lehrende im handgeschriebenen Fall evtl. vermieden hätten.
- Lernerzentrierung: Studierende haben i. d. R. einen zeit- und ortsunabhängigen Zugriff auf E-Assessments. Zudem geben diese effizientes Feedback und besitzen eine hohe Auswertungsobjektivität, was für Lernerzentrierung spricht. In der Menge von Einsatzszenarien und Aufgabentypen kann jede/r eine bevorzugte Variante finden, was den Studierenden indirekt zugute kommt. Gleiches gilt für das Erstellen längerer Texte, was Studierende bevorzugt am Rechner tun
- Förderung der Kooperation unter Studierenden: Einige Einsatzszenarien fördern das gemeinsame Lernen, da sie z. B. individuelle Aufgaben generieren, die gemeinsam zu lösen sind, siehe u. a. Kortemeyer & Riegler[3]. Durch die Möglichkeit eines zeit- und ortsunabhängigen Zugriffs können sich Studierende auch außerhalb der Hochschule gemeinsam mit E-Assessments beschäftigen, was ihre Zusammenarbeit indirekt fördert.
- Selbstreflexion: Effizientes Feedback und hohe Auswertungsobjektivität helfen, Schwächen beim Lernen effektiv zu erkennen. Sobald dies geschehen ist, können die Lernenden zielgerichtet dagegen angehen. Unterschiedliche Einsatzszenarien tragen zu dieser Selbstreflexion indirekt bei, da ihr Feedback ein gewollter Nebeneffekt ist.
- Authentische Aufgabenstellung: Multimedia wie z. B. Röntgenaufnahmen, Videos mit Tierverhalten oder Gesprächsaufzeichnungen in einer Fremdsprache sorgen für einen größeren Praxisbezug als bei Kopien auf Papier der Fall. Durch die Ortsunabhängigkeit ist es sogar möglich, E‑Assessment-Aufgaben direkt vor Ort bearbeiten zu lassen (z. B. auf mobilen Systemen) und so den Gegenstand der Betrachtung mit in die Aufgabenstellung einzubeziehen.
Qualität IT-gestützter Hochschullehre
Einfluss von E-Assessments auf die Qualität IT-gestützter Hochschullehre
Weitere Details zu diesem Thema sind im Artikel von Schmees[4] beschrieben.
Literaturnachweise
- ↑ Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium, 2008 Download als PDF
- ↑ Melanie Klinger: Merkmale guter Hochschullehre: Definitionsversuche und Operationalisierbarkeit, In: Berufs und Wirtschaftspädagogik – online, Ausgabe 21, 2011 Download als PDF
- ↑ Gerd Kortemeyer, Peter Riegler: Large-Scale E-Assessments, Prüfungsvor- und -nachbereitung: Erfahrungen aus den USA und aus Deutschland, in: Andrea Back, Peter Baumgartner, Gabi Reinmann, Rolf Schulmeister (Hrsg.): zeitschrift für e-learning – lernkultur und bildungstechnologie, Themenheft E-Assessment, S. 8-22, Studienverlag, Innsbruck, 2010, Abstract
- ↑ Markus Schmees: E-Assessments und die Qualität von Hochschullehre, in: Greifswalder Beiträge zur Hochschullehre: Elektronische Prüfungsformen und E-Learning-Unterstützung für polyvalente Lehre, Ausgabe 4, Heft 1/2015, ISBN: 978-3-86006-429-0, Uni Greifswald, Greifswald, S. 7-23, 2015, Download als PDF