E-Klausur: Unterschied zwischen den Versionen
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Um Täuschungen zu vermeiden, sind zusätzliche Sicherheitskonzepte zu erstellen, die eine Manipulation mittels neuer Medien berücksichtigen. So ist z. B. sicherzustellen, dass sich Prüflinge nicht mit Hilfe der Technologien austauschen – außer dies ist explizit erwünscht. Entsprechend sind Chats, Zugriffe auf externe Daten oder mitgebrachte USB-Medien auszuschließen. | Um Täuschungen zu vermeiden, sind zusätzliche Sicherheitskonzepte zu erstellen, die eine Manipulation mittels neuer Medien berücksichtigen. So ist z. B. sicherzustellen, dass sich Prüflinge nicht mit Hilfe der Technologien austauschen – außer dies ist explizit erwünscht. Entsprechend sind Chats, Zugriffe auf externe Daten oder mitgebrachte USB-Medien auszuschließen. | ||
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Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Die MHH gewinnt dadurch erheblich an Komfort bei der Durchführung von E-Klausuren. Sie muss kein eigenes Testcenter aufbauen oder ausstatten und keine Mitarbeiter vorhalten, die dieses Center betreuen oder warten. Das spart sowohl Technik- als auch Personalkosten. Nachteil ist jedoch, dass sie sich in Abhängigkeit von einem externen Dienstleister begibt, was andere Kosten verursacht. Zudem ist ein "Umschalten" auf Alternativen vermutlich nicht schnell und ohne Weiteres möglich. | Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Die MHH gewinnt dadurch erheblich an Komfort bei der Durchführung von E-Klausuren. Sie muss kein eigenes Testcenter aufbauen oder ausstatten und keine Mitarbeiter vorhalten, die dieses Center betreuen oder warten. Das spart sowohl Technik- als auch Personalkosten. Nachteil ist jedoch, dass sie sich in Abhängigkeit von einem externen Dienstleister begibt, was andere Kosten verursacht. Zudem ist ein "Umschalten" auf Alternativen vermutlich nicht schnell und ohne Weiteres möglich. | ||
+ | == Konfigurations-Alternativen == | ||
+ | Es gibt verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten für E-Klausuren, je nachdem wie flexibel das Gesamtsystem gestaltet werden soll. So kann man die hochschuleigene Hardware einsetzen, seine Hörsäle mit mobilen Endgeräten ausstatten oder gar die Geräte der Studierenden einbeziehen. | ||
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+ | === Fest installierte Hochschul-Hardware === | ||
+ | Einige Hochschulen haben speziell zur Durchführung von E-Klausuren Testcenter aufgebaut. Dazu zählen z. B. die Unis Bremen mit 120 Plätzen1, Göttingen mit 98 Plätzen2 oder Duisburg/Essen mit 150 bzw. 70 Plätzen3. Diese Center repräsentieren große Rechnerräume, in denen sich eine bestimmte Zahl bereits vorbereiteter und passend ausgestatteter Prüfungsplätze befindet. Oftmals sind solche Center hermetisch abgeriegelt und vom restlichen Hochschulnetzwerk getrennt. Zudem gibt es Teams aus didaktischen und technischen Berater/inn/en, welche die Lehrenden bei der Erstellung und Umsetzung elektronischer Aufgaben unterstützen. | ||
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+ | Alternativ dazu können Lehrende auch die Rechnerräume in den Hochschulrechenzentren (CIP-Cluster) zur Durchführung von E-Klausuren nutzen. Diese bieten jedoch i. d. R. weniger Plätze und sind für allgemeine Bildschirmarbeiten ausgelegt, also nicht auf E‑Klausuren spezialisiert (kein Sichtschutz, Abstand, eigenes Netz). Zudem müssen die Räume vorab blockiert werden, da sie normalerweise durchgehend von Studierenden für allgemeine Arbeiten genutzt werden. | ||
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+ | === Transportable Leihgeräte === | ||
+ | Eine weitere Möglichkeit ist das Verwenden von Leihgeräten, um beliebige Hörsäle einer Hochschule auszustatten und damit variable Prüfungsplätze zu erzeugen. Dieses Vorgehen bietet sich insbesondere bei Massenveranstaltungen an, da man auf diese Weise viele Prüflinge in einem Hörsaal unterbringen kann und man sich damit mehrere Durchläufe (und damit das Erstellen gleichwertiger Aufgaben) erspart. So setzen z. B. die Medizinische Hochschule Hannover und die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover auf die Firma IQUL GmbH, die als Full-Service Provider ein Rundum-Sorglos-Paket für E-Klausuren anbietet. | ||
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+ | Die Uni Utrecht auf der anderen Seite hält einen Pool an 300 Chromebooks1 vor, die von ihren Fakultäten genutzt werden können. Diese haben den Vorteil, dass sie ohne lokales Betriebssystem und ohne Software auskommen, sondern stattdessen ein Online-Betriebssystem (Chrome OS2) nutzen. Das wiederum erlaubt ihrem Administrator, sie auf einer Weboberfläche voreinzustellen, so dass alle Geräte auf die gleiche Weise konfiguriert und mit den gleichen Berechtigungen ausgestattet sind. | ||
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+ | === Laptops / Devices der Studierenden === | ||
+ | Die meisten Studierenden besitzen ein eigenes Smartphone, Tablet und/oder Notebook. Unter dem Schlagwort „Bring Your Own Device“ (BYOD) kommt es immer mehr in Mode, diese Geräte auch für Unterrichtszwecke zu nutzen. Böse Zungen behaupten, dass diese Geräte ohnehin kontinuierlich (auch während der Vorlesung) im Einsatz sind, so dass man sie dann doch besser direkt in der Lehre (und damit auch für E-Klausuren) verwenden könne. So dürfen die Studierenden z. B. in den Hörsälen der FU Berlin auf ihren eigenen Notebooks Klausuren schreiben, nachdem darauf der Safe Exam Browser1 aktiviert wurde. Dieser stellt sicher, dass ein Gerät ausschließlich auf das Prüfungssystem und keine anderen Programme zugreifen kann. | ||
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+ | Will man sicherstellen, dass alle Geräte die gleiche (sichere) Konfiguration besitzen, kann man diese auch von vorab vorbereiten USB-Sticks booten lassen, auf denen sich ein vorkonfiguriertes Betriebssystem befindet – oder alternativ dazu Netzwerk-booten ermöglichen, wobei ein vorbereitetes E-Klausur-Betriebssystem dann aus dem Hochschulnetz geladen wird. | ||
== Kombination mit anderen Szenarien == | == Kombination mit anderen Szenarien == |
Version vom 6. Januar 2020, 11:52 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Bei Klausuren im Allgemeinen und E-Klausuren im Speziellen handelt es sich um summative Prüfungen. Sie finden im Anschluss an die Lehr- und Lernaktivitäten statt, entsprechend haben sie keine Auswirkung mehr auf den Lernerfolg. Stattdessen versuchen sie, diesen möglichst genau zu bestimmen, um so die Lernleistung der Studierenden beurteilen zu können und/oder Noten zu vergeben.
E-Klausuren sind damit das elektronische Pendant zu schriftlichen Klausuren. Sie werden i.d.R. am Ende einer Veranstaltungsreihe zur Leistungsbeurteilung eingesetzt und sind normalerweise benotet. Den besonderen Reiz einer Verwendung von E-Klausuren macht die Möglichkeit aus, den Korrekturaufwand zu reduzieren und Ergebnisse zeitnah zur Verfügung zu stellen. Manche Standorte verwenden IKT auch als "Ausfüll- und Eingabehilfe" für schriftliche Klausuren. Auf diese Weise erhoffen sie sich eine bessere Lesbarkeit der Antworten.
Aufgrund ihrer Benotung oder die Auswirkung auf die Vergabe von ECTS-Punkten können sie den weiteren Studienverlauf beeinflussen. So kann mehrmaliges Scheitern (je nach Prüfungsordnung) im schlimmsten Fall das erfolglose Ende eines Studiums bedeuten. Daher werden besondere Anforderungen bezogen auf Sicherheit und Nachvollziehbarkeit an E-Klausuren gestellt. Ihre Verwendung muss u.a. in den jeweils gültigen Prüfungsordnungen verankert sein.
Voraussetzungen sind zudem eine verlässliche Technik und Studierende, die bereits den Umgang mit zugehörigen Systemen gewohnt sind, z.B. aus Probeklausuren oder im begleitenden Übungsbetrieb.
Grundsätzlich sind zwei Ausrichtungen für den Einsatz von E-Klausuren zu finden:
- Migration: Digitalisierung von klassischen ,schriftlichen Klausuren, um auf diese Weise die Arbeitslast zu reduzieren und ggf. die zugehörigen Prozesse zu verbessern
- Transformation: Nutzung der Technologien als Katalysator, um mit deren Hilfe mehr zu erreichen als mit klassischen schriftlichen Klausuren möglich wäre, z. B. die Qualität der Leistungsprüfung zu steigern oder das Lernen als solches damit zu verbessern
Ziele
- Unterstützung bei der Auswertung
- Mehr Praxisnähe durch Multimedia
- Prüfen großer Kohorten
Organisation
- Einbeziehen externer Dienstleister
- Aufbau eines Testcenters
- Verwendung des hochschuleigenen Lernmanagementsystems
Für einzelne Prozesse und Abläufe siehe den Bereich Organisation
Recht
Für eine Gesamtübersicht rechtlicher Aspekten zu elektronischen Klausuren siehe den Bereich Rechtsfragen. Zudem steht ein Leitfaden zu rechtssicheren Prüfungen nach Antwort-Wahl-Verfahren (Bott/Horn) zum Download bereit.
Technik
- Mobiles Prüfungssystem Q-Exam der Firma IQUL GmbH (ehemals Codiplan)
- TestStudio der Firma LPLUS in den Testzentren der Unis Bremen und Duisburg/Essen
- Prüfungskomponente Online eXam des LMS ILIAS an der Uni Mainz
- Virtuelles Prüfungssystem (ViPS) als Plugin des LMS Stud.IP an der Uni Osnabrück
Beispiele
Feste Räume, fest installierte Hardware
- Testcenter Bremen, 1 Raum, 130 Plätze, LPLUS
- Testcenter Duisburg/Essen, 1 Raum, 200 Plätze, LPLUS
Feste/variable Räume mit Laptops der Studierenden (Bring Your Own Device)
- FU Berlin, 4 Räume, 221 Plätze, Blackboard bzw. „Statistik-Labor“ mit Safe Exam Browser (SEB)
- Start/Konfiguration der studentischen Rechner durch Ausgabe vorbereiteter und bootbarer USB-Sticks möglich
Feste/variable Räume mit Leihgeräten (Laptops oder Tablet-PCs)
- MHH, TiHo, EMS Oldenburg, Med. Fakultät Innsbruck, Vetsuisse Bern & Zürich, Vetmed Wien, Akademie der Ärzte Wien, verschiedene Med.Fakultäten mit dem Progress Test Medizin, verschiedene Tiermed. Fakultäten mit dem Progress Test Tiermedizin, z.Zt. ca. 700 Laptops, Q-Exam-Prüfungsplattform
- Universität Utrecht mit 300 Chromebooks, die über zentrale Weboberfläche verwaltbar sind
Prüfung mit vorhandenem LMS
- Uni Mainz, 4 Räume, 450 Plätze, ILIAS mit SEB
- Uni Osnabrück, CIP-Cluster, Stud.IP mit ViPS
Bewertung
E-Klausuren basieren auf Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Diese helfen bei der Vorbereitung, aber insbesondere auch bei der Durchführung und/oder Auswertung einer Klausur. Entsprechend gibt es zwei Betrachtungsweisen: Die Einen sehen E-Klausuren als digitale Ausfüllhilfe (Unterstützung bei der Durchführung) an, für die Anderen steht insbesondere eine effiziente Auswertung der Ergebnisse im Vordergrund. Gleichzeitig kann der Einsatz von IKT aber auch zu Problemen führen.
Digitale Ausfüllhilfe
Der wesentliche Vorteil, sobald Studierende eine Klausur mit Hilfe von elektronischen Eingabegeräten schreiben, ist die Möglichkeit, multimediale Elemente wie Videos, Tonaufnahmen oder hochauflösende Fotos in die zu bearbeitenden Aufgaben zu integrieren. Das führt zu authentischeren Aufgaben – verglichen mit Tests auf Papier. Lehrende können so z. B. ein bestimmtes Verhalten in einem Video zeigen, was die Studierenden dann analysieren sollen, oder fremdsprachliche Texte vorlesen lassen, um so z. B. das gesprochene Sprachverständnis zu überprüfen – was auf Papier nicht möglich wäre. Dies führt gleichzeitig zu mehr Praxisnähe und damit zu realitätsnahen Prüfungen.
Darüber hinaus sind stufenförmige oder adaptive Prüfungsverläufe deutlich leichter zu realisieren als im klassischen Fall: Bei stufenförmigen Verläufen bauen die Aufgaben aufeinander auf und einmal vorgenommene Eingaben können zwar im Nachhinein noch eingesehen, aber nicht wieder geändert werden. Das macht Sinn, wenn Aufgaben die korrekten Antworten vorangegangener Aufgaben aufgreifen, wie dies z. B. oft bei Fallbeispielen vorkommt. Im adaptiven Fall passt die E-Klausur den Schwierigkeitsgrad folgender Aufgaben automatisch an, indem sie die bisherigen Eingaben nebenbei auswertet. Auf diese Weise will man die individuellen Fertigkeiten möglichst genau bestimmen.
Unterstützung bei der Auswertung
Eingaben, insbesondere bei offenen Aufgabenformaten, sind im Vergleich zu handschriftlichen Ausarbeitungen besser lesbar. Zudem erarbeiten Studierende längere Texte lieber auf elektronische als auf handschriftliche Weise, wobei ihnen E-Klausuren entgegenkommen. Geschlossene Aufgabenformate können (teil-)automatisiert ausgewertet werden, insofern die korrekten Antworten vorgegeben sind. Das spart Korrekturzeit und erlaubt schnelleres Feedback. Weil subjektive Einflüsse bei dieser Art der Auswertung ausgeschlossen sind, ist eine hohe Auswertungsobjektivität gegeben. Ein zufälliges Mischen der Reihenfolge von Aufgaben oder deren Antwortalternativen erschwert darüber hinaus Täuschungsversuche.
Des Weiteren ist die statistische Auswertung und damit eine Analyse der Qualität geschlossener Aufgabenformate leicht möglich, da ihre Ergebnisse nach der Klausur bereits in elektronischer Form vorliegen. Gleiches gilt für die Gegenüberstellung und Vergleiche einzelner Leistungen. E-Klausuren und ihre Ergebnisse sind digital archivierbar, was dabei hilft, Papierstapel zu vermeiden. Die Übertragung von Ergebnissen – z. B. in ein Prüfungsverwaltungssystem – ist weniger fehleranfällig als wenn Einzelergebnisse zunächst in Listen eingetragen, diese dem Prüfungsamt übermittelt und schließlich manuell von Sachbearbeiter/inne/n in die Prüfungsverwaltung übernommen werden müssen.
Probleme beim Einsatz von IKT
Auf der anderen Seite sind umfangreiche Vorarbeiten notwendig, was einen schnellen Start erschwert: Der Einsatz muss geplant, eine technische Infrastruktur aufgebaut, Aufgaben erstellt, Videos gedreht werden u. V. m. Ein großes Problem ist, dass Technologien anfällig für Pannen und Störungen sind. Eine 100-prozentige Zuverlässigkeit ist somit nicht gegeben, z. B. bei einem Stromausfall.
Der Aufbau neuer Rechnerräume oder Testcenter verlangt hohe Investitionen. Kosten fallen ebenfalls bei der Zusammenarbeit mit Full-Service-Anbietern an – zudem begeben sich Hochschulen damit in Abhängigkeit von Datenverarbeitungsunternehmen. Des Weiteren ist zur Durchführung von E-Klausuren Rechtssicherheit herzustellen; entsprechend sind u. a. Prüfungsordnungen im Vorfeld anzupassen, was weiteren Aufwand bedeutet. Fraglich bleibt zudem, auf welchen Datenträgern die geforderte langjährige Archivierung erfolgen kann.
Um Täuschungen zu vermeiden, sind zusätzliche Sicherheitskonzepte zu erstellen, die eine Manipulation mittels neuer Medien berücksichtigen. So ist z. B. sicherzustellen, dass sich Prüflinge nicht mit Hilfe der Technologien austauschen – außer dies ist explizit erwünscht. Entsprechend sind Chats, Zugriffe auf externe Daten oder mitgebrachte USB-Medien auszuschließen.
Beispiel: E-Klausuren an der MHH
Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) führt seit 2006 jährlich über 200 E-Klausuren durch. Das liegt daran, dass Humanmedizin ein sehr wissensbasierter Studiengang ist und man Faktenwissen gut mit MC-Aufgaben prüfen kann. Ebenso bereitet dies auf die noch folgenden Staatsexamina vor, die das gleiche Format besitzen. Die MHH setzt zur Durchführung auf einen externen Dienstleister, nämlich die IQUL GmbH1. Diese stellt sowohl die notwendige Hardware als auch die zugrunde liegende Prüfungsplattform „Q-Exam“ bereit.
Am Tag der Klausur reisen deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit LKWs an und bringen die notwendige Infrastruktur mit. Sie statten einen Hörsaal damit aus (Tablets oder Notebooks, WLAN-Zugangspunkte, Server usw.), machen diesen also zu einem Testcenter. Die Studierenden finden den so ausgestatteten Hörsaal vor, setzen sich auf einen vorbereiteten Platz und schreiben dort ihre Klausur. Im Anschluss daran packen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von IQUL die Hardware wieder ein und transportieren sie ab. Die Lehrenden können danach serverseitig das Ergebnis der Klausur einsehen, das ebenfalls ans Prüfungsamt übermittelt wird.
Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Die MHH gewinnt dadurch erheblich an Komfort bei der Durchführung von E-Klausuren. Sie muss kein eigenes Testcenter aufbauen oder ausstatten und keine Mitarbeiter vorhalten, die dieses Center betreuen oder warten. Das spart sowohl Technik- als auch Personalkosten. Nachteil ist jedoch, dass sie sich in Abhängigkeit von einem externen Dienstleister begibt, was andere Kosten verursacht. Zudem ist ein "Umschalten" auf Alternativen vermutlich nicht schnell und ohne Weiteres möglich.
Konfigurations-Alternativen
Es gibt verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten für E-Klausuren, je nachdem wie flexibel das Gesamtsystem gestaltet werden soll. So kann man die hochschuleigene Hardware einsetzen, seine Hörsäle mit mobilen Endgeräten ausstatten oder gar die Geräte der Studierenden einbeziehen.
Fest installierte Hochschul-Hardware
Einige Hochschulen haben speziell zur Durchführung von E-Klausuren Testcenter aufgebaut. Dazu zählen z. B. die Unis Bremen mit 120 Plätzen1, Göttingen mit 98 Plätzen2 oder Duisburg/Essen mit 150 bzw. 70 Plätzen3. Diese Center repräsentieren große Rechnerräume, in denen sich eine bestimmte Zahl bereits vorbereiteter und passend ausgestatteter Prüfungsplätze befindet. Oftmals sind solche Center hermetisch abgeriegelt und vom restlichen Hochschulnetzwerk getrennt. Zudem gibt es Teams aus didaktischen und technischen Berater/inn/en, welche die Lehrenden bei der Erstellung und Umsetzung elektronischer Aufgaben unterstützen.
Alternativ dazu können Lehrende auch die Rechnerräume in den Hochschulrechenzentren (CIP-Cluster) zur Durchführung von E-Klausuren nutzen. Diese bieten jedoch i. d. R. weniger Plätze und sind für allgemeine Bildschirmarbeiten ausgelegt, also nicht auf E‑Klausuren spezialisiert (kein Sichtschutz, Abstand, eigenes Netz). Zudem müssen die Räume vorab blockiert werden, da sie normalerweise durchgehend von Studierenden für allgemeine Arbeiten genutzt werden.
Transportable Leihgeräte
Eine weitere Möglichkeit ist das Verwenden von Leihgeräten, um beliebige Hörsäle einer Hochschule auszustatten und damit variable Prüfungsplätze zu erzeugen. Dieses Vorgehen bietet sich insbesondere bei Massenveranstaltungen an, da man auf diese Weise viele Prüflinge in einem Hörsaal unterbringen kann und man sich damit mehrere Durchläufe (und damit das Erstellen gleichwertiger Aufgaben) erspart. So setzen z. B. die Medizinische Hochschule Hannover und die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover auf die Firma IQUL GmbH, die als Full-Service Provider ein Rundum-Sorglos-Paket für E-Klausuren anbietet.
Die Uni Utrecht auf der anderen Seite hält einen Pool an 300 Chromebooks1 vor, die von ihren Fakultäten genutzt werden können. Diese haben den Vorteil, dass sie ohne lokales Betriebssystem und ohne Software auskommen, sondern stattdessen ein Online-Betriebssystem (Chrome OS2) nutzen. Das wiederum erlaubt ihrem Administrator, sie auf einer Weboberfläche voreinzustellen, so dass alle Geräte auf die gleiche Weise konfiguriert und mit den gleichen Berechtigungen ausgestattet sind.
Laptops / Devices der Studierenden
Die meisten Studierenden besitzen ein eigenes Smartphone, Tablet und/oder Notebook. Unter dem Schlagwort „Bring Your Own Device“ (BYOD) kommt es immer mehr in Mode, diese Geräte auch für Unterrichtszwecke zu nutzen. Böse Zungen behaupten, dass diese Geräte ohnehin kontinuierlich (auch während der Vorlesung) im Einsatz sind, so dass man sie dann doch besser direkt in der Lehre (und damit auch für E-Klausuren) verwenden könne. So dürfen die Studierenden z. B. in den Hörsälen der FU Berlin auf ihren eigenen Notebooks Klausuren schreiben, nachdem darauf der Safe Exam Browser1 aktiviert wurde. Dieser stellt sicher, dass ein Gerät ausschließlich auf das Prüfungssystem und keine anderen Programme zugreifen kann.
Will man sicherstellen, dass alle Geräte die gleiche (sichere) Konfiguration besitzen, kann man diese auch von vorab vorbereiten USB-Sticks booten lassen, auf denen sich ein vorkonfiguriertes Betriebssystem befindet – oder alternativ dazu Netzwerk-booten ermöglichen, wobei ein vorbereitetes E-Klausur-Betriebssystem dann aus dem Hochschulnetz geladen wird.
Kombination mit anderen Szenarien
Folgt eine E-Lehrevaluation direkt auf die E-Klausur, ist eine erhöhte Rücklaufquote an Verbesserungsvorschlägen zu erwarten. Haben Studierende im Anschluss an die Klausur die Möglichkeit, im Sinne eines Exam Retake ihre fehlerhaft gelösten Aufgaben noch einmal zu lösen, kann dies - aufgrund von Lernen durch Wiederholung - das Lernergebnis auch nach der Klausur noch verbessern.
Links
- Kompetenzzentrum für PC-gestützte Klausuren der Uni Duisburg/Essen
- E-Assessment-Dienst der Uni Bremen
- An Hochschulen eingesetzte E-Prüfungssysteme (ZKI-Umfrage)
Weitere Informationen
- Einsatz von E-Klausuren an der Medizinischen Hochschule Hannover
- Weitere Erfahrungsberichte zu E-Klausuren
- Best-Practice-Beispiele mit Beispielaufgaben ausgewählter Fachgebiete
- Verschiedene Aufgabentypen
- Vorgehen beim Erstellen von Multiple-Choice Aufgaben
- Tipps zum Bearbeiten von MC-Tests
- Ansprechpartner und Experten an den N2E2-Standorten
- Qualität der Prüfungsaufgaben
- Checklisten & Hinweise
Literatur
- Daniel Biella, Dieter Huth, Michael Striewe et al.: Organisation und Implementierung PC-gestützter Prüfungen an der Universität Duisburg-Essen, e-teaching.org, 2010, Download als PDF
- Jan P. Ehlers, Torsten Carl, Karl-Heinz Windt, Daniel Möbs, Jürgen Rehage, Andrea Tipold: Blended Assessment: Mündliche und elektronische Prüfungen im klinischen Kontext, ZFHE Jg.4 / Nr.3 (Nov. 2009) Artikel als PDF
- Jan P. Ehlers, Torsten Carl, Karl-Heinz Windt, Daniel Möbs, Jürgen Rehage, Andrea Tipold: Consideration of quality factors in clinical examinations during a changing period from an oral to a blended electronical format, in: Viguera Editores SL 2009 (Hrsg.): AMEE-Congress Malaga (E), 29.08. - 02.09.2009, Abstracts, EDUC MED 2009 12 (Suppl. 2) S. 31 Abstract
- Katja Gartz: Klick, klick. Error - Uni-Klausuren am PC, Spiegel Online, August 2014, Artikel online
- Nikolaus Forgó, Simon Graupe, Julia Pfeiffenbring: Rechtliche Aspekte von E-Assessments an Hochschulen, Juni 2016, Download als PDF
- James C. Impera, David Foster: Item and Test Development Strategies to Minimize Test Fraud, in: Steven M. Downing, Thomas M. Haladyna: Handbook of Test Development, Mahwah, N.J., S. 91-114, 2006
- Institut für Aus-, Weiter- und Fortbildung Medizinische Fakultät Universität Bern: Kompetent prüfen. Handbuch zur Planung, Durchführung und Auswertung von Facharztprüfungen, 1999, Download als PDF
- Nadine Kahlberg: Rechtsfragen computergestützter Präsenzprüfungen im Antwort-Wahl-Verfahren, DVBl, S. 21-29, 2009
- Matthias Knauf: Videoüberwachung von Klausuren in Hochschule- und Staatsprüfungen?, NWVBl, S. 449-454, 2006
- Norbert Niehues, Edgar Fischer: Schul- und Prüfungsrecht, Bd. 2: Prüfungsrecht, München, 2010
- Elisabeth Schaper, Martin R. Fischer, Andrea Tipold, Jan P. Ehlers: Fallbasiertes, elektronisches Lernen und Prüfen in der Tiermedizin - auf der Suche nach einer realisierbaren Alternative zu Multiple-Choice-Prüfungen, in: Tierärztliche Umschau 66, S. 261-268, 2011
- Michael Vogt, Stefan Schneider: E-Klausuren an Hochschulen: Didaktik – Technik – Systeme – Recht – Praxis, Koordinationsstelle Multimedia, JLU Gießen, 2009, Download als PDF
- Christian Wagner, Thomas Gohrke, Godo Brehsan: Prüfungsrecht, Münster, 2003
- Wolfgang Zimmerling, Robert G. Brehm: Prüfungsrecht, Verfahren, vermeidbare Fehler, Rechtsschutz, 3. Aufl., Köln, 2007