MC-Aufgaben erstellen: Unterschied zwischen den Versionen
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* gewichtetes Verzeichnis des Prüfungsstoffes, z.B. als Blueprint | * gewichtetes Verzeichnis des Prüfungsstoffes, z.B. als Blueprint | ||
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* die für das Verständnis späterer Lerninhalte wichtig sind | * die für das Verständnis späterer Lerninhalte wichtig sind | ||
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Beispiele für die verschiedenen Typen von Antwortwahlaufgaben sind u.a. in Appendix A von Susan M. Case, David B. Swanson: ''Constructing Written Test Questions For the Basic and Clinical Sciences'' ([http://www.nbme.org/PDF/ItemWriting_2003/2003IWGwhole.pdf Download als PDF]) zu finden. | Beispiele für die verschiedenen Typen von Antwortwahlaufgaben sind u.a. in Appendix A von Susan M. Case, David B. Swanson: ''Constructing Written Test Questions For the Basic and Clinical Sciences'' ([http://www.nbme.org/PDF/ItemWriting_2003/2003IWGwhole.pdf Download als PDF]) zu finden. | ||
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== Formulierungshinweise == | == Formulierungshinweise == | ||
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− | * Einfache, klare Formulierungen in allgemein akzeptierter Sprache! | + | * Langen Itemstamm und kurze, übersichtliche Antworten verwenden! |
+ | * Einfache, klare Formulierungen in allgemein akzeptierter Sprache benutzen! | ||
* Items nicht künstlich kompliziert machen, keine Fangfragen stellen! | * Items nicht künstlich kompliziert machen, keine Fangfragen stellen! | ||
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* "Keine der obigen" nur in Ausnahmefällen verwenden! | * "Keine der obigen" nur in Ausnahmefällen verwenden! | ||
− | === | + | === Besonderheiten spezieller Aufgabentypen === |
==== Typ Aneg (Negative Einfachwahl) ==== | ==== Typ Aneg (Negative Einfachwahl) ==== | ||
* Negation muss durch Fettdruck oder Unterstreichung hervorgehoben werden! | * Negation muss durch Fettdruck oder Unterstreichung hervorgehoben werden! | ||
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* Vermeiden, dass nur Items auftreten, die komplett korrekt sind oder wo nur der erste Teil stimmt! | * Vermeiden, dass nur Items auftreten, die komplett korrekt sind oder wo nur der erste Teil stimmt! | ||
− | == Vermeidung von Cues == | + | == Qualitätssicherung == |
− | Stamm und Antworten sollten auf unbeabsichtigte Cues überprüft werden. | + | ==== Validität & Reliabilität ==== |
+ | * Items tragen zur Validität einer Prüfung bei, wenn... | ||
+ | ** ihr Thema relevant für künftige Anforderungen ist | ||
+ | ** das Anspruchsniveau stimmt (Prüfen von Kennen, Verstehen oder Anwenden/Beurteilen) | ||
+ | ** sie auf ein einzelnes Thema/Problem fokussieren und mit ihren Antworten ein thematisch geschlossenes Ganzes bilden | ||
+ | ** es eine eindeutig beste Lösung gibt | ||
+ | * Items tragen zur Reliabilität einer Prüfung bei, wenn sie... | ||
+ | ** im Sinne der Prüfung differenzieren, d.h. Trennschärfe besitzen | ||
+ | ** angemessen schwer sind | ||
+ | ** sprachlich einfach und klar formuliert sind | ||
+ | ** keine ungewollten Lösungshinweise (Cues) beinhalten | ||
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+ | ==== Relevanz & Korrektheit ==== | ||
+ | * Relevanz überprüfen: Wie wichtig ist es, dass ein Prüfling dieses Problem selbständig lösen kann? | ||
+ | * Lehrbücher zur Absicherung der Richtigkeit und zum Finden von Distraktoren verwenden! | ||
+ | * Anwendungsbezug herstellen: Stellt sich diese Frage überhaupt in der Praxis? | ||
+ | * Best-Antwort-Items (Typen A, B, R und Pick N) sollten in einer MC-Prüfung zahlenmäßig am stärksten vertreten sein. | ||
+ | * Antworten möglichst logische anordnen! | ||
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+ | ==== Vermeidung von Cues ==== | ||
+ | Stamm und Antworten sollten auf unbeabsichtigte Lösungshinweise (sog. Cues) überprüft werden. | ||
* Antworten müssen grammatikalisch zum Stamm passen! | * Antworten müssen grammatikalisch zum Stamm passen! | ||
* Distraktoren sollten gleich lang und differenziert sein, wie die richtige Antwort! | * Distraktoren sollten gleich lang und differenziert sein, wie die richtige Antwort! | ||
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* Absolute Begriffe (z.B. "nie", "immer" usw.) vermeiden! | * Absolute Begriffe (z.B. "nie", "immer" usw.) vermeiden! | ||
* Gegenseitige Lösungshinweise vermeiden! | * Gegenseitige Lösungshinweise vermeiden! | ||
− | + | * Richtige Antwort nicht überwiegend unter C oder D platzieren! | |
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== Literatur == | == Literatur == |
Version vom 7. Dezember 2010, 08:03 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Themenfindung
Die folgende Anleitung soll Hinweise geben zur Erstellung von MC-Fragen.
Hilfreich, um Fragen abzuleiten, sind
- präzise Definition des relevanten Fachwissens, z.B. in Form eines Lernzielkatalogs
- gewichtetes Verzeichnis des Prüfungsstoffes, z.B. als Blueprint
Einzelthemen ergeben sich vor allem aus den Teilaspekten,
- mit denen man im Fachgebiet häufig konfrontiert ist
- wo Fehler gravierende Folgen haben können
- bei denen Fehlmeinungen verbreitet sind
- die für das Verständnis späterer Lerninhalte wichtig sind
Verschiedene MC-Fragetypen
Beispiele für die verschiedenen Typen von Antwortwahlaufgaben sind u.a. in Appendix A von Susan M. Case, David B. Swanson: Constructing Written Test Questions For the Basic and Clinical Sciences (Download als PDF) zu finden.
Typ | Name |
---|---|
A | Einfachauswahlaufgabe |
B | Zuordnungsaufgabe |
C | A/B/beide/keine-Aufgabe |
D | komplexe Zuordnungsaufgabe |
E | Verknüpfungsaufgabe |
H | Vergleichsaufgabe |
I | Abhängigkeitsaufgabe |
K | komplexe Richtig/Falsch‐Aufgabe |
K' | Kombinationsaufgabe |
R | erweiterte Zuordnungsaufgabe |
X | einfache Richtig/Falsch‐Aufgabe |
Pick N | Mehrfachauswahlaufgabe |
Formulierungshinweise
Allgemein
- Langen Itemstamm und kurze, übersichtliche Antworten verwenden!
- Einfache, klare Formulierungen in allgemein akzeptierter Sprache benutzen!
- Items nicht künstlich kompliziert machen, keine Fangfragen stellen!
Formulierung des Stammes
- Alle zur Beantwortung notwendigen Informationen müssen enthalten sein!
- Keine überflüssigen Informationen (es sei denn, es soll die Fähigkeit geprüft werden, diese auszufiltern)!
- Frage sollte beantwortbar sein, ohne die Antworten zu kennen!
- Bei Einfachwahl möglichst, bei Kprim-Typen immer positiv formulieren!
Formulierung der Antworten
- Auswahlantworten sollten inhaltlich homogen sein, d.h. in die gleiche Kategorie fallen!
- Für Distraktoren sollten klare Gründe bestehen (z.B. häufige Fehlmeinungen, falsche Konzepte, veraltete Ansichten)!
- Distraktoren müssen nicht völlig falsch, die richtige Antwort aber die eindeutig Beste sein!
- Jede Antwort sollte möglichst kurz sein und nur eine Aussage enthalten!
- Sich überschneidende Antworten nur verwenden, wenn es das zugrunde liegende Problem erfordert!
- "Alle der obigen" oder "Sowohl B und C sind richtig" dürfen nicht verwendet werden!
- "Keine der obigen" nur in Ausnahmefällen verwenden!
Besonderheiten spezieller Aufgabentypen
Typ Aneg (Negative Einfachwahl)
- Negation muss durch Fettdruck oder Unterstreichung hervorgehoben werden!
- Alle Antworten müssen positiv formuliert sein, um doppelte Negationen zu vermeiden (Daher ist auch "keine der genannten Anworten" hier unzulässig)!
Typ B (Zuordnung)
- Keine heterogenen Fragekombinationen, die gewisse Antworten bei bestimmten Fragen ausschließen!
- Kann eine Antwort einer Frage zugeordnet werden, sollte sie auch für die weiteren Fragen als Lösung/Distraktor in Frage kommen!
- Nicht mehr als 3 Fragen kombinieren, um inhaltliche Übergewichtung zu vermeiden!
Typ R (Erweiterte Zuordnung)
- Zuerst Antwortliste mit Themenbezug erstellen und erst dann Fälle/Fragen entwickeln!
- Antworten müssen inhaltlich homogen sein!
- Antworten möglichst alphabetisch oder logisch anordnen!
Typ PickN (Wahl einer angegebenen Zahl bester Antworten)
- Gleiche Hinweise wie bei Typ R!
- Verwenden bei Graustufenabwägung (von bester bis zu schlechtester Wahl)!
Typ K'/Kprim (Vierfache Entscheidung richtig/falsch)
- Formulierung des Stammes muss Anzahl richtiger Antworten offen lassen!
- Stamm muss positiv formuliert werden, Antworten ebenso!
- Jede Aussage muss eindeutig richtig oder falsch sein!
- Nie zwei Aussagen in einer Antwort unterbringen!
- Jede Antwort muss unabhängig von den anderen sein!
- Vage Begriffe (z.B. "gewöhnlich", "häufig", "oft" usw.) vermeiden!
- Anzahl richtiger und falscher Aussagen sollte ausgeglichen sein!
Typ E (Kausale Verknüpfung)
- Beide Aussagen müssen in sich geschlossen und getrennt voneinander beurteilbar sein!
- Bei zwei richtigen Aussagen muss Kausalität eindeutig richtig oder falsch sein!
- Unabhängig von der Richtigkeit soll Kausalität immer plausibel erscheinen!
- Vermeiden, dass nur Items auftreten, die komplett korrekt sind oder wo nur der erste Teil stimmt!
Qualitätssicherung
Validität & Reliabilität
- Items tragen zur Validität einer Prüfung bei, wenn...
- ihr Thema relevant für künftige Anforderungen ist
- das Anspruchsniveau stimmt (Prüfen von Kennen, Verstehen oder Anwenden/Beurteilen)
- sie auf ein einzelnes Thema/Problem fokussieren und mit ihren Antworten ein thematisch geschlossenes Ganzes bilden
- es eine eindeutig beste Lösung gibt
- Items tragen zur Reliabilität einer Prüfung bei, wenn sie...
- im Sinne der Prüfung differenzieren, d.h. Trennschärfe besitzen
- angemessen schwer sind
- sprachlich einfach und klar formuliert sind
- keine ungewollten Lösungshinweise (Cues) beinhalten
Relevanz & Korrektheit
- Relevanz überprüfen: Wie wichtig ist es, dass ein Prüfling dieses Problem selbständig lösen kann?
- Lehrbücher zur Absicherung der Richtigkeit und zum Finden von Distraktoren verwenden!
- Anwendungsbezug herstellen: Stellt sich diese Frage überhaupt in der Praxis?
- Best-Antwort-Items (Typen A, B, R und Pick N) sollten in einer MC-Prüfung zahlenmäßig am stärksten vertreten sein.
- Antworten möglichst logische anordnen!
Vermeidung von Cues
Stamm und Antworten sollten auf unbeabsichtigte Lösungshinweise (sog. Cues) überprüft werden.
- Antworten müssen grammatikalisch zum Stamm passen!
- Distraktoren sollten gleich lang und differenziert sein, wie die richtige Antwort!
- Hinweise vermeiden, welche die Aufmerksamkeit auf 2-3 Antworten einschränken!
- Konvergenz-Cues vermeiden!
- Verbale Assoziationen zwischen Stamm und richtiger Antwort vermeiden!
- Absolute Begriffe (z.B. "nie", "immer" usw.) vermeiden!
- Gegenseitige Lösungshinweise vermeiden!
- Richtige Antwort nicht überwiegend unter C oder D platzieren!
Literatur
Folgende Literatur gibt Empfehlungen insbesondere für die Erstellung von MC-Prüfungsfragen.
- Thomas M. Haladyna, Steven M. Downing, Michael C. Rodriguez: A Review of Multiple-Choice Item-Writing Guidelines for Classroom Assessment, in: Applied Measurement in Education, 15(3), 2002, S. 309–334, Download als PDF
- Thomas M. Haladyna: Developing and Validating Multiple-Choice Test Items, 3. Auflage, ISBN-13: 978-0805846614, Routledge, 2004
- Katrin Brauns, Sebastian Schubert: Qualitätssicherung von Multiple-Choice-Prüfungen, in Sigrid Dany, Birgit Szczyrba, Johannes Wildt (Hrsg.): Prüfungen auf die Agenda! Hochschuldidaktische Perspektiven auf Reformen im Hochschulwesen, S. 92-102, ISBN-13: 978-3763935710, Bertelsmann, Bielefeld, 2008 (Blickpunkt Hochschuldidaktik, Band 118)
- Susan M. Case, David B. Swanson: Constructing Written Test Questions For the Basic and Clinical Sciences, 3. Auflage, National Board of Medical Examiners, 1998, Download als PDF
- Institut für Aus-, Weiter- und Fortbildung Medizinische Fakultät Universität Bern: Kompetent prüfen. Handbuch zur Planung, Durchführung und Auswertung von Facharztprüfungen, 1999, Download als PDF
- René Krebs: Anleitung zur Herstellung von MC-Fragen und MC-Prüfungen für die ärztliche Ausbildung, Bern, 2004, Download als PDF
- Michael C. Rodriguez: Three Options Are Optimal for Multiple-Choice Items: A Meta-Analysis of 80 Years of Research, 2005, Download als PDF