Diagnostisches Assessment: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Januar 2012, 15:52 Uhr
Diagnostisches Prüfen stellt Stärken und Schwächen eines Prüflings fest. Es bestimmt den Ist-Zustand und geht dem Lernprozess i.d.R. voraus. Das Ergebnis dieser Prüfung kann z.B. zur Studienberatung genutzt werden, zur Empfehlung eines Studiengangs oder dient der Auswahl eines passenden Kurses. Als Eingangstest soll eine solche Prüfung die Vorkenntnisse von Prüflingen identifizieren, als Zulassungstest den zu erwartenden Lernerfolg vorhersagen.
Inhaltsverzeichnis
Studienorientierung und Studienberatung
Die zentralen Studienberatungsstellen von Hochschulen geben Schülern und Studieninteressierten Orientierung bei der Studien- und Berufswahl. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn das Profil einer Hochschule die möglichst gute Betreuung von Studienbewerbern und Studierenden vorsieht. Manche Beratungsstellen stellen dazu Online Self Assessments auf den Webseiten ihrer Hochschule bereit; Interessierte oder Studierende können diese selbst durchführen. Mit Hilfe entsprechender Studierfähigkeitstests überprüfen z.B. Schulabgänger ihr Interesse und Talent für verschiedene Fächer. Sie probieren studiengangsnahe Aufgaben sowie typische Fragestellungen aus und können damit besser beurteilen, ob sie Spaß an der Bearbeitung dieser oder ähnlicher Themen haben. Permanente Rückmeldungen informieren dabei über das Verhältnis von Eignung und Neigung. Um eine fundierte Studienberatung zu gewährleisten, sind Stärken und Schwächen der Kandidaten zu analysieren, Handlungsempfehlungen zu geben und Alternativen aufzuzeigen. Elektronische Systeme dienen hierbei als Orientierungs- oder Entscheidungshilfe und können so als Analysegrundlage zur Studienberatung genutzt werden[1].
Beispiele:
- Visopoly der Uni Oldenburg
- Study-Service der HoNürnberg
- Selbsttest der Uni Hannover
- Virtuelle Studienberatung der Hochschule Niederrhein
Zulassungs- und Einstufungstests
Verschiedene Veranstaltungen, Module oder Studiengänge können beschränkt sein, weil z.B. einer großen Zahl an Bewerbern eine geringere Zahl an Labor- oder Betreuungsplätzen gegenübersteht. Aufgrund ihrer Autonomie dürfen sich die Hochschulen ihre Studierenden nach eigenen Kriterien selbst aussuchen. Um die Qualität der Lehre sicherzustellen (und z.B. die Quote der Abbrecher zu reduzieren) können sie zu dem Zweck Studierfähigkeitstests oder Studieneingangstests durchführen und in ihre Auswahl einbeziehen, u.a. beschrieben von [2]. Dabei handelt es sich um prognostische Prüfungen, die Hinweise auf den zu erwartenden Studienerfolg eines Bewerbers oder Kandidaten liefern sollen. Ein Beispiel ist der Test für medizinische Studiengänge, dessen Resultate in die Studienplatzvergabe einfließen. Beispiel ist die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, die seit 2006 einen psychologischen Motivationstest als elektronische Prüfung mit 180 Items im Rahmen des Auswahlverfahrens der Hochschule durchgeführt.[3]
Darüber hinaus gibt es Veranstaltungen, die bestimmtes Grundlagenwissen oder sprachliche Grundkenntnisse voraussetzen, damit Studierende den Inhalten folgen bzw. darauf aufbauend mitarbeiten können. Weiterführende Sprachkurse setzen z.B. grundlegende Sprachkenntnisse voraus und wer an einem Softwareprojekt teilnimmt, sollte programmieren können. Elektronische Zulassungstests tragen dazu bei, das Vorhandensein dieses Wissens als Teilnahmevoraussetzung sicherzustellen.
Einstufungstests helfen auf der anderen Seite, einen passenden Kurs zu ermitteln, so dass Studierende damit nicht über- oder unterfordert sind. Beispiel dafür sind Sprachzentren, die häufig Kurse mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Anfänger, Fortgeschrittener, Experte) anbieten. Sie nutzen dazu sogenannte C-Tests. Dabei liegen nach einem bestimmten Verfahren, dem sog. C-Prinzip, beschädigte Texte als Lückentexte vor, die ein Prüfling dann in einer vorgegebenen Zeit korrekt ergänzen muss. Das jeweilige Ergebnis sagt etwas über die Sprachfähigkeit der getesteten Person aus und kann zur Ermittlung eines geeigneten Kurses verwendet werden.
Beispiele:
Vorauswahlverfahren für Ausbildungsplätze
Neben Studierenden bilden Hochschulen auch Auszubildende im nicht-akademischen Bereich aus, z.B. in Verwaltung, Rechenzentrum oder angegliederten Werkstätten. Hier steht eine große Zahl an Bewerbern einer geringen Zahl an Ausbildungsplätzen gegenüber. Aufgrund der Menge an Bewerbern müssen die Hochschulen vorab auswählen, wer überhaupt in Frage kommt und zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werden soll. Mit Hilfe elektronischer Testverfahren können Hochschulen z.B. notwendiges Grundlagenwissen abfragen, das Bewerber für einen erfolgreichen Ausbildungsstart brauchen. Gleichzeitig erhalten sie darüber einen ersten Eindruck der Kandidaten, was wiederum dazu beiträgt, diese Auswahl zu erleichtern. Das Thema des Einsatzes elektronischer Werkzeuge zum E-Recruitment behandeln z.B. [4], auf ihre Anwendung im wirtschaftlichen Bereich gehen [5] näher ein.
Weitere Einsatzmöglichkeiten
- Formatives Assessment (z.B. E-Übungen, Gemeinsames Lernen)
- Summatives Assessment (z.B. E-Klausuren, Vorher/Nachher-Messungen)
- Qualitätssicherung (z.B. Progresstests, E-Lehrevaluation)
- Einsatzszenarien allgemein
Literaturnachweise
- ↑ Bernadette Dilger, Karl-Heinz Gerholz, Sebastian Klieber, Peter F. E. Sloane: Studentisches Self-Assessment. Instrumente zur Unterstützung der Studienwahl, ISBN: 978-3-933436-98-6, Eusl-Verlag, Paderborn, 2008
- ↑ Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium, Berlin, 2008, Download als PDF
- ↑ Jan P. Ehlers: Elektronische Prüfungen an der TiHo Hannover: diagnostisch, formativ und summativ, Vortrag im Rahmen des eAssessment-Specials auf e-teaching.org, Vortragsaufzeichnung
- ↑ Hans-Gerd Ridder, Hans-Jürgen Bruns, Stefan Brünn: Online- und Multimediainstrumente zur Kompetenzerfassung, QUEM-report, Schriften zur beruflichen Weiterbildung, Heft 86, ISSN: 0944-4092, Berlin, 2004, Download als PDF
- ↑ Kristof Kupka, Verena Müller, Joachim Diercks: Kombination von E-Assessment mit Web 2.0 Personalmarketing bei Media-Saturn, in: Andrea Back, Peter Baumgartner, Gabi Reinmann, Rolf Schulmeister (Hrsg.): zeitschrift für e-learning – lernkultur und bildungstechnologie, Themenheft E-Assessment, S. 62-75, Studienverlag, Innsbruck, 2010, Abstract