MC-Aufgaben erstellen: Unterschied zwischen den Versionen
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* gewichtetes Verzeichnis des Prüfungsstoffes, z.B. als Blueprint | * gewichtetes Verzeichnis des Prüfungsstoffes, z.B. als Blueprint | ||
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* tragen zur '''Validität''' der Prüfung bei, wenn... | * tragen zur '''Validität''' der Prüfung bei, wenn... | ||
** ihr Thema relevant für künftige Anforderungen ist | ** ihr Thema relevant für künftige Anforderungen ist | ||
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** keine ungewollten Lösungshinweise (Cues) beinhalten | ** keine ungewollten Lösungshinweise (Cues) beinhalten | ||
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Themen ergeben sich vor allem aus Teilaspekten, | Themen ergeben sich vor allem aus Teilaspekten, | ||
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* die für das Verständnis späterer Lerninhalte wichtig sind | * die für das Verständnis späterer Lerninhalte wichtig sind | ||
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+ | * Wie wichtig ist es, dass ein Prüfling dieses Problem selbständig lösen kann? | ||
+ | * Lehrbücher zur Absicherung der fachlichen Richtigkeit und zum Finden guter Distraktoren verwenden. | ||
+ | * Anwendungsbezug überprüfen: stellt sich so eine Frage dem Prüfling in der Praxis überhaupt? | ||
+ | * Bei einer MV-Prüfung sollten Best-Antwort-Items zahlenmäßig am stärksten vertreten sein. | ||
== Fragetypen == | == Fragetypen == | ||
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* Vermeiden, dass nur Items auftreten, die komplett korrekt sind oder wo nur der erste Teil stimmt! | * Vermeiden, dass nur Items auftreten, die komplett korrekt sind oder wo nur der erste Teil stimmt! | ||
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− | * | + | Stamm und Antworten sollten auf unbeabsichtigte Cues überprüft werden. |
− | * | + | * Antworten müssen grammatikalisch zum Stamm passen! |
− | * | + | * Distraktoren sollten gleich lang und differenziert sein, wie die richtige Antwort! |
− | * | + | * Hinweise vermeiden, welche die Aufmerksamkeit auf 2-3 Antworten einschränken! |
+ | * Konvergenz-Cues vermeiden! | ||
+ | * Verbale Assoziationen zwischen Stamm und richtiger Antwort vermeiden! | ||
+ | * Absolute Begriffe (z.B. "nie", "immer" usw.) vermeiden! | ||
+ | * Gegenseitige Lösungshinweise vermeiden! | ||
== Literatur == | == Literatur == |
Version vom 6. Dezember 2010, 14:17 Uhr
Übersicht über das Vorgehen zur Erstellung von MC-Fragen.
Inhaltsverzeichnis
Voraussetzungen
- präzise Definition des relevanten Fachwissens, z.B. als Lernzielkatalog
- gewichtetes Verzeichnis des Prüfungsstoffes, z.B. als Blueprint
Prüfungsitems
- tragen zur Validität der Prüfung bei, wenn...
- ihr Thema relevant für künftige Anforderungen ist
- das Anspruchsniveau stimmt (Prüfen von Kennen, Verstehen oder Anwenden/Beurteilen)
- sie auf ein einzelnes Thema/Problem fokussieren und mit ihren Antworten ein thematisch geschlossenes Ganzes bilden
- es eine eindeutig beste Lösung gibt
- tragen zur Reliabilität der Prüfung bei, wenn sie...
- im Sinne der Prüfung differenzieren, d.h. Trennschärfe besitzen
- angemessen schwer sind
- sprachlich einfach und klar formuliert sind
- keine ungewollten Lösungshinweise (Cues) beinhalten
Itemthema
Themen ergeben sich vor allem aus Teilaspekten,
- mit denen man im Fachgebiet häufig konfrontiert ist
- wo Fehler gravierende Folgen haben können
- bei denen Fehlmeinungen verbreitet sind
- die für das Verständnis späterer Lerninhalte wichtig sind
Hinweise
- Wie wichtig ist es, dass ein Prüfling dieses Problem selbständig lösen kann?
- Lehrbücher zur Absicherung der fachlichen Richtigkeit und zum Finden guter Distraktoren verwenden.
- Anwendungsbezug überprüfen: stellt sich so eine Frage dem Prüfling in der Praxis überhaupt?
- Bei einer MV-Prüfung sollten Best-Antwort-Items zahlenmäßig am stärksten vertreten sein.
Fragetypen
Beispiele für die verschiedenen Typen von Antwortwahlaufgaben sind u.a. in Appendix A von Susan M. Case, David B. Swanson: Constructing Written Test Questions For the Basic and Clinical Sciences (Download als PDF) zu finden.
Typ | Name |
---|---|
A | Einfachauswahlaufgabe |
B | Zuordnungsaufgabe |
C | A/B/beide/keine-Aufgabe |
D | komplexe Zuordnungsaufgabe |
E | Verknüpfungsaufgabe |
H | Vergleichsaufgabe |
I | Abhängigkeitsaufgabe |
K | komplexe Richtig/Falsch‐Aufgabe |
K' | Kombinationsaufgabe |
R | erweiterte Zuordnungsaufgabe |
X | einfache Richtig/Falsch‐Aufgabe |
Pick N | Mehrfachauswahlaufgabe |
Formulierungshinweise
- Langen Fragestamm und kurze Antworten verwenden!
- Einfache, klare Formulierungen in allgemein akzeptierter Sprache!
- Items nicht künstlich kompliziert machen, keine Fangfragen stellen!
Formulierung des Stammes
- Alle zur Beantwortung notwendigen Informationen müssen enthalten sein!
- Keine überflüssigen Informationen (es sei denn, es soll die Fähigkeit geprüft werden, diese auszufiltern)!
- Frage sollte beantwortbar sein, ohne die Antworten zu kennen!
- Bei Einfachwahl möglichst, bei Kprim-Typen immer positiv formulieren!
Formulierung der Antworten
- Auswahlantworten sollten inhaltlich homogen sein, d.h. in die gleiche Kategorie fallen!
- Für Distraktoren sollten klare Gründe bestehen (z.B. häufige Fehlmeinungen, falsche Konzepte, veraltete Ansichten)!
- Distraktoren müssen nicht völlig falsch, die richtige Antwort aber die eindeutig Beste sein!
- Jede Antwort sollte möglichst kurz sein und nur eine Aussage enthalten!
- Sich überschneidende Antworten nur verwenden, wenn es das zugrunde liegende Problem erfordert!
- "Alle der obigen" oder "Sowohl B und C sind richtig" dürfen nicht verwendet werden!
- "Keine der obigen" nur in Ausnahmefällen verwenden!
Hinweise für spezielle Aufgabentypen
Typ Aneg (Negative Einfachwahl)
- Negation muss durch Fettdruck oder Unterstreichung hervorgehoben werden!
- Alle Antworten müssen positiv formuliert sein, um doppelte Negationen zu vermeiden (Daher ist auch "keine der genannten Anworten" hier unzulässig)!
Typ B (Zuordnung)
- Keine heterogenen Fragekombinationen, die gewisse Antworten bei bestimmten Fragen ausschließen!
- Kann eine Antwort einer Frage zugeordnet werden, sollte sie auch für die weiteren Fragen als Lösung/Distraktor in Frage kommen!
- Nicht mehr als 3 Fragen kombinieren, um inhaltliche Übergewichtung zu vermeiden!
Typ R (Erweiterte Zuordnung)
- Zuerst Antwortliste mit Themenbezug erstellen und erst dann Fälle/Fragen entwickeln!
- Antworten müssen inhaltlich homogen sein!
- Antworten möglichst alphabetisch oder logisch anordnen!
Typ PickN (Wahl einer angegebenen Zahl bester Antworten)
- Gleiche Hinweise wie bei Typ R!
- Verwenden bei Graustufenabwägung (von bester bis zu schlechtester Wahl)!
Typ K'/Kprim (Vierfache Entscheidung richtig/falsch)
- Formulierung des Stammes muss Anzahl richtiger Antworten offen lassen!
- Stamm muss positiv formuliert werden, Antworten ebenso!
- Jede Aussage muss eindeutig richtig oder falsch sein!
- Nie zwei Aussagen in einer Antwort unterbringen!
- Jede Antwort muss unabhängig von den anderen sein!
- Vage Begriffe (z.B. "gewöhnlich", "häufig", "oft" usw.) vermeiden!
- Anzahl richtiger und falscher Aussagen sollte ausgeglichen sein!
Typ E (Kausale Verknüpfung)
- Beide Aussagen müssen in sich geschlossen und getrennt voneinander beurteilbar sein!
- Bei zwei richtigen Aussagen muss Kausalität eindeutig richtig oder falsch sein!
- Unabhängig von der Richtigkeit soll Kausalität immer plausibel erscheinen!
- Vermeiden, dass nur Items auftreten, die komplett korrekt sind oder wo nur der erste Teil stimmt!
Vermeidung von Cues
Stamm und Antworten sollten auf unbeabsichtigte Cues überprüft werden.
- Antworten müssen grammatikalisch zum Stamm passen!
- Distraktoren sollten gleich lang und differenziert sein, wie die richtige Antwort!
- Hinweise vermeiden, welche die Aufmerksamkeit auf 2-3 Antworten einschränken!
- Konvergenz-Cues vermeiden!
- Verbale Assoziationen zwischen Stamm und richtiger Antwort vermeiden!
- Absolute Begriffe (z.B. "nie", "immer" usw.) vermeiden!
- Gegenseitige Lösungshinweise vermeiden!
Literatur
Folgende Literatur gibt Empfehlungen insbesondere für die Erstellung von MC-Prüfungsfragen.
- Thomas M. Haladyna, Steven M. Downing, Michael C. Rodriguez: A Review of Multiple-Choice Item-Writing Guidelines for Classroom Assessment, in: Applied Measurement in Education, 15(3), 2002, S. 309–334, Download als PDF
- Thomas M. Haladyna: Developing and Validating Multiple-Choice Test Items, 3. Auflage, ISBN-13: 978-0805846614, Routledge, 2004
- Katrin Brauns, Sebastian Schubert: Qualitätssicherung von Multiple-Choice-Prüfungen, in Sigrid Dany, Birgit Szczyrba, Johannes Wildt (Hrsg.): Prüfungen auf die Agenda! Hochschuldidaktische Perspektiven auf Reformen im Hochschulwesen, S. 92-102, ISBN-13: 978-3763935710, Bertelsmann, Bielefeld, 2008 (Blickpunkt Hochschuldidaktik, Band 118)
- Susan M. Case, David B. Swanson: Constructing Written Test Questions For the Basic and Clinical Sciences, 3. Auflage, National Board of Medical Examiners, 1998, Download als PDF
- Institut für Aus-, Weiter- und Fortbildung Medizinische Fakultät Universität Bern: Kompetent prüfen. Handbuch zur Planung, Durchführung und Auswertung von Facharztprüfungen, 1999, Download als PDF
- René Krebs: Anleitung zur Herstellung von MC-Fragen und MC-Prüfungen für die ärztliche Ausbildung, Bern, 2004, Download als PDF
- Michael C. Rodriguez: Three Options Are Optimal for Multiple-Choice Items: A Meta-Analysis of 80 Years of Research, 2005, Download als PDF