Formatives Assessment

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Um einen möglichst großen Lernerfolg zu produzieren, ist der Lernprozess kontinuierlich an Erfordernisse der Lernenden anzupassen. Eine formative Prüfung begleitet das Lernen dazu als Zwischenmessung und versucht, das bereits erzielte Lernergebnis festzustellen. Mit ihrer Hilfe kann z.B. ermittelt werden, welche Themen oder Aspekte bereits verstanden wurden und wo noch Lücken oder Unsicherheiten bestehen. Damit erhalten Lehrende eine Grundlage, um den Lernprozess besser zu steuern: sie können ihre Lehre stärker auf die Lernenden ausrichten und dabei gleichzeitig das Zeitmanagement optimieren. Im Hochschulbereich begleiten formative Prüfungen die Lehrveranstaltungen vor allem in Form von Übungen oder Tutorien.

Szenarien

Weitere Informationen zu einzelnen Szenarien finden Sie auf den jeweiligen Seiten:

Gemeinsames Lernen

Beispiel der Variation einer Aufgabe gleichen Typs

Um die Diskussion um Inhalte anzuregen ist es nötig, den unreflektierten Austausch von Ergebnissen auszuschließen. So lernen z.B. Studierende der MINT-Fächer insbesondere dann etwas, wenn sie sich über den Lösungsweg einer Aufgabe mit anderen austauschen (und nicht nur das Ergebnis weitergeben).

Dieses kann man durch das Bereitstellen von Übungsaufgaben unterstützen, die zwar den gleichen Grundtyp (und damit den gleichen diskutierbaren Lösungsweg), aber unterschiedliche und individuelle Grundwerte haben (siehe als Beispiel die Abb. rechts). Elektronische Unterstützung vereinfacht die Individualisierung entsprechender Aufgaben, die Vorgabe einer zugehörigen Berechnungsvorschrift macht zudem eine automatische Auswertung der individuellen Lösungen möglich.

Sobald Lernende z.B. im Rahmen des Übungsbetriebs diese individuellen Aufgaben erhalten, ist ein einfaches Austauschen von Ergebnissen mit anderen nicht möglich. Lernende sind auf diese Weise "gezwungen", sich mit den Inhalten und dem Lösungsweg der Aufgaben auseinander zu setzen. Denn diesen müssen sie verstehen, um ihn mit den eigenen Werten nachzuvollziehen und so auf die individuelle Lösung zu kommen. Das funktioniert insbesondere bei MINT-Fächern, da dort viele Berechnungsaufgaben vorkommen, deren Grundwerte z.B. per Zufall bestimmt werden können.

Systeme, die entsprechende Individualisierung unterstützen, sind:

  • LMS LON-CAPA, z.B. eingesetzt in den MINT-Fächern an der Hochschule Ostfalia

Confidence-based Marking

Beim Confidence-based Marking wird neben der Antwort auf eine gestellte Aufgabe auch das Zutrauen des Prüflings in die eigene Antwort abgefragt[1]. Dies erfolgt z.B. auf einer Skala, die von "unsicher/geraten" bis "sehr sicher" reicht. Auf diese Weise lässt sich auf das Verhältnis von Wissenslücken zu Fehlern im Lernprozess schließen. Denn eine falsche Antwort, die mehr oder weniger geraten wurde, hat eine andere Qualität, als wenn ein Prüfling von ihrer Korrektheit überzeugt ist. Während im ersten Fall der korrekte Sachverhalt noch nicht erlernt wurde, hat der Prüfling im zweiten Fall etwas Falsches gelernt - was auf Probleme im Lernprozess schließen lässt, der daraufhin zu analysieren und ggf. anzupassen ist.

Quizzes & Zwischentests

Motivierende Quizzes

Fragen zur Motivation und persönliche Einordnung am Beispiel To lie or not to lie?

Lehrende können Quizzes anbieten, die z.B. in Form kurzer, schnell zu bearbeitender Multiple-Choice-Tests wesentliche Inhalte einer vorangegangenen Veranstaltung aufgreifen. Quizzes sind i.d.R. freiwillig, teilnehmende Studierende bleiben anonym. Auf diese Weise werden zwei Dinge erreicht: auf der einen Seite können motivierte Lernende die besprochene Thematik noch einmal wiederholen, schnell überprüfen, ob sie wesentliche Inhalte verstanden haben und erhalten einen weiteren Ansatzpunkt zur Vertiefung. Auf der anderen Seite erhält ein Dozent durch die statistische Auswertung der Ergebnisse ein erstes und aufgrund der Anonymität und Freiwilligkeit ehrliches Feedback zum Verständnis bei den Lernenden.

Entsprechende Quizzes werden gerne angenommen, da sie motivierend wirken. Ein Feedback erfolgt unmittelbar im Anschluss, da korrekte Lösungen vorgegeben sind, die Auswertung der Antworten automatisiert erfolgt und keine Notenskala eingestellt werden muss. Zudem sind Quizzes für regelmäßige Veranstaltungen problemlos wiederverwendbar, da Kopieren oder Abschreiben der Fragen/Antworten aus vorangegangenen Semestern keinen Vorteil mit sich bringt – außer dass sich die Studierenden außerhalb der Veranstaltung noch einmal mit den Inhalten beschäftigen, was aber durch das Quiz gewünscht ist. Lehrende stellen den Studierenden mit solchen Quizzes einen zusätzlichen Kanal zur Aufnahme von Inhalten bereit, so dass diese den für sich sinnvollsten Kanal selbst aussuchen können.

Indem Fragen in zu vermittelnde Inhalte integriert werden, können sie die Aufmerksamkeit der Lernenden fesseln - diese also entsprechend motivieren, sich stärker mit den Inhalten auseinanderzusetzen. In gleicher Weise können sie helfen, Meinungen der Lernenden einzubeziehen, in den Lernkontext einzuordnen und entsprechend zu visualisieren. Beispiel dafür ist die Lerneinheit To lie or not to lie? der Open University (siehe Abb. rechts), die persönliche Einschätzungen den Philosophien von Kant, Bentham und Aristoteles gegenüberstellt.

Zwischentests in Selbstlerneinheiten

Ein Sonderfall sind reine E-Learning- oder Selbstlerneinheiten, die z.B. bei Fernuniversitäten oder im Blended Learning der klassischen Hochschullehre auftreten. Sie können helfen, Inhalte zu vertiefen oder bestimmte Teilaspekte aus Vorlesungen auszulagern. Ein Zusatzangebot mit solchen E-Learning-Modulen hat insbesondere zwei Vorteile. Auf der einen Seite sprechen die Lehrenden damit einen weiteren Aufnahmekanal an und erhöhen somit die Wahrscheinlichkeit, dass Studierende die Inhalte verstehen. Auf der anderen Seite stehen Studierende beim Durcharbeiten nicht komplett alleine da, sondern werden durch die zugehörige Veranstaltungsreihe begleitet.

Bei solchen Selbstlerneinheiten ist es sinnvoll, den Lernenden Feedback zu geben, welche Inhalte bereits verstanden bzw. erlernt wurden und wo noch Schwächen sind. Zu diesem Zweck können Zwischentests eingesetzt werden, die thematisch und didaktisch an einzelne Lerneinheiten gekoppelt sind und diese z.B. abschließen. So erscheint es sinnvoll, weiterführende Lerneinheiten erst bearbeiten zu lassen, wenn vorangehende Inhalte durchgearbeitet und verstanden wurden. Passende Zwischentests können also z.B. genutzt werden, um den Zugang zu folgenden Lerneinheiten freizuschalten. Neben den Studierenden erhalten zudem die Lehrenden bzw. Autoren der Lerneinheiten ein Feedback und können damit Problembereiche identifizieren, auf die dann z.B. im Rahmen einer begleitenden Veranstaltung verstärkt eingegangen werden muss oder die vertieft werden sollten.

Weitere Einsatzmöglichkeiten

Literaturnachweise

  1. A.R. Gardner-Medwin, M. Gahan: Formative and Summative Confidence-Based Assessment, in: Proceedings of the 7th CAA Conference, S. 147-155, Loughborough University, Loughborough, 2003, Download als PDF (Abgerufen am 15.07.2010)

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